Vor 175 Jahren wurde in Cappel das erste Schützenfest gefeiert. 1837
ist auch zugleich das Gründungsjahr des Cappeler Schützenvereins, der das
diesjährige Jubelfest auch zum Anlass nimmt, in die Geschichte des Vereins
zurückzublicken. Glanzvolle Feste in einer ruhmreichen Vergangenheit stehen
neben traurigen Anlässen, die allzu oft den unglücklichen Zeitläufen des 20.
Jahrhunderts geschuldet waren. Insgesamt hat aber der Cappeler Schützenverein
allen Anfechtungen und vielen Belastungen widerstanden und ist aus jeder Krise
gestärkt hervorgegangen. Damit hat er heute mit deutlich über 700 Mitgliedern
den höchsten Mitgliederstand der Vereinsgeschichte erreicht.
Erstaunlich viel ist über die Geschichte des Vereins bereits aus dem 19. Jahrhundert bekannt. Das liegt vor allem am Geld. In einem Schreiben des Vorstandes des Schützenvereins Cappel vom 1. Juni 1839 an die „Hochfürstlich Lippische Regierung zu Detmold“ wird um eine „Beisteuer“ zum jährlichen Schützenfeste aus der Stiftskasse gebeten. Die Detmolder taten das, was Regierungen in solchen Fällen zu tun pflegen: Sie forderten einen Bericht an, in diesem Fall beim in Cappel ansässigen Stifts-Renteimeister Schippmann. Dieser berichtete „gehorsamst“, umfangreich und positiv über das Treiben des Schützenvereins in Cappel mit der Folge, dass die Detmolder Regierung einen jährlichen Zuschuss zum Cappeler Schützenfest bewilligte. „Denn“, so Schippmann, „ist nicht die geringste Unordnung und Unanständigkeit dabei vorgefallen, sondern immer in Fröhlichkeit und Eintracht gefeiert (worden) und scheint (das Schützenfest) ein gutes Mittel zu sein, ein anständiges Betragen zu befördern.“
Im Jahr 1900 entwickelte sich aus der Schützengesellschaft Cappel der Cappeler Schützenverein. Seit dieser Zeit erzählen die Protokolle der Sitzungen und Versammlungen von der bewegten Geschichte des Vereins. So wissen wir, dass das Freibier für das Schützenfest 1900 von Ihrer Durchlaucht Prinzessin Pauline zur Lippe, der Äbtissin des Stifts, gespendet wurde. 1902 wurde der Schützenhut für die Cappeler Schützen eingeführt. 1921 betrug der Jahresbeitrag 15 Reichsmark (RM), allerdings hatten Mitglieder eine Strafe von bis zu 20 RM zu zahlen, wenn sie beim Ausmarsch ohne Grund fehlten.
Neben diesen durchaus interessanten Histörchen zeigt sich aber auch schon sehr früh die traditionelle Gebundenheit, der Heimatgedanke und das kirchliche und soziale Engagement des Cappeler Schützenvereins, die neben den überlieferten Festen den eigentlichen inhaltlichen Kern des Vereins ausmachen. Bereits im Jahr 1928 stiftete der Verein der katholischen Pfarrkirche aus der Vereinskasse 200 RM für die Neuanschaffung einer Glocke. 1932 wurde der Gemeinde ein Darlehen in Höhe von 300 RM für den Schulneubau gewährt, das Darlehen wurde später in eine Schenkung umgewandelt. 1935 hatte der Verein 127 Mitglieder, es handelte sich also um beträchtliche Summen für eine relative kleine Mitgliederzahl. Nach zehnjähriger Unterbrechung machte der Verein bereits im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland 1949 einen Neuanfang mit 43 Mitgliedern, 1950 waren es bereits 180 Mitglieder, 1963 zählte der Verein 277 Mitglieder. Ein nach außen deutlich sichtbare Veränderung des Cappeler Schützenvereins zeigte sich 1973: Erstmals trat das gesamte Bataillon in der neuen Uniform, nämlich dem grünen Schützenrock, an. Immer wieder berichten die Chroniken aber auch über das soziale Engagement des Vereins. So erhält der Kindergarten 1400 DM für einen Musikinstrumentenschrank, 1060 DM werden für „Kinder in Not“ gesammelt oder die Evangelische Kirchengemeinde erhält 1000 DM für die Renovierung der Stiftskirche. Neben den Spendenaktionen führt der Verein aber auch noch gemeinnützige Veranstaltungen wie den in Cappel außerordentlich beliebten Seniorenkaffee durch und auch die Kinderbelustigung gehört zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders. Seit 1984 pflegt der Verein auch die Grünanlagen vom Ehrenmal bis zur Einfahrt zum Schützenplatz. 1985, zwei Jahre vor dem 150-jährigen Jubelfest, zählt der Verein 521 Mitglieder, heute, gut 25 Jahre später sind es über 750 Mitglieder.
Zum Jubelfest in wenigen Tagen wird der Cappeler Schützenverein mit der „Ehrenplakette des Landes Nordrhein-Westfalen“ für Verdienste im Schützenwesen ausgezeichnet. Oberst und Vereinsvorsitzender Bernd Helfmeier hat das mit den Worten kommentiert: „Die Schützenvereine leisten einen wesentlichen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Mit weit über 700 Mitgliedern ist der Cappeler Schützenverein in dem 2600 Einwohner starken Ortsteil Cappel ein wichtiger identitätsstiftender Faktor.“
Es ist nicht allein die jährliche Durchführung von glanzvollen Festen, die das Schützenwesen prägen, sondern es sind auch die kleinen Dinge, die Verbindungen, die zwischen Menschen unterschiedlicher Generationen und sozialer Herkunft geschaffen werden. Es ist die damit verbundene Schaffung von Heimat und Identität. Der Cappeler Schützenverein hat es in den 175 Jahren seines Bestehens geschafft, sich den Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu stellen, ohne sich anzupassen. Er hat sich weiterentwickelt, ohne Traditionen und das bewährte Althergebrachte aufzugeben. „Glaube, Sitte, Heimat“ sind die Triebfedern seines Handelns geblieben. Aber er hat nicht die Asche gehütet, sondern die Flamme am Leben erhalten. Darum kann er mit Stolz auf 175 Jahre seines Bestehens zurückblicken und mit Mut und Zuversicht in die Zukunft sehen.




Major Felix Wulff ist der König der Könige im Cappeler Schützenverein. Mit dem 174. Schuss gelang es dem König aus dem Jahr 2002/03 den Vogel von der Stange zu holen. Major Eckhard Helfmeier hatte zuvor das Fass vom Vogel geschossen, die einzige Insignie die der Vogel trug. Mit dem Ausschießen des Königs der Könige haben die Feierlichkeiten für das Jubelfest zum 175. Bestehen des Vereins begonnen. Im Anschlus an das Schießen folgte ein zackiges Vorexerzieren, in dem sich das Cappeler Bataillon für das große Jubelfest am kommenden Wochenende gerüstet zeigte.
In Cappel laufen die Vorbereitungen auf das 175-jährige
Jubelfest des Cappeler Schützenvereins auf Hochtouren. Das Jubelfest selbst
beginnt bereits am Sonntag, den 5. August um 15 Uhr mit dem Schießen des „Königs
der Könige“ unter der Vogelstange am Schützenplatz. Dieses Schießen ist ein bisher einmaliges Ereignis in Cappel. Geschossen wird auf einen Vogel, der zwar
keine Insignien, aber ein Fässchen bei sich trägt. Schießberechtigt sind alle 37
noch lebenden Könige und die beiden Kaiser des Cappeler Schützenvereins. Jeder
König kann hier beweisen, dass sein Königstreffer kein Sonntagsschuss war. Den
Titel des „Königs der Könige“ zu führen, wird besondere Spannung unter der
Vogelstange hervorrufen. Die Schießreihenfolge wird vor Ort ausgelost. Das
Ausschießen des „Königs der König“ reiht sich damit ein in die besondere Ehrung
der bisherigen Regentenpaare durch den Verein. Bereits im Frühjahr hatte unter
großer Beteiligung das Königinnenfrühstück aller bisherigen Königinnen des
Cappeler Schützenvereins stattgefunden.
Unter dem Leitmotiv „Jung und Alt gemeinsam“ hat der Cappeler Schützenverein zum Jubelfest ein Jubiläumsbuch herausgegeben, das auf 320 Seiten Organisation und Struktur des Schützenvereins, die Schützenjahre von 1837 bis 2011 und die Veranstaltungen des Schützenvereins im Jahreslauf ausführlich behandelt. Der reich bebilderte farbige Hardcoverband ist von Michael Pinkerneil in zweijähriger Arbeit erstellt worden. Entstanden ist dabei ein Nachschlagewerk, das den Cappeler Schützenverein in all seinen Facetten und im historischen Überblick darstellt.
Lebendige Traditionen und vielfältige Aktivitäten prägen
das Vereinsleben des Cappeler Schützenvereins, der in wenigen Wochen auf 175 Jahre
seines Bestehens zurückblicken kann. 1837 wurde der Cappeler Schützenverein
gegründet und schon im Jahr 1839 berichtete der Stiftsrenteimeister an die
lippische Regierung nach Detmold, über „ein sehr anständiges Fest, das der
Erholung und der geselligen Vereinigung diene.“ So ist es – mit den, den traurigen
Ereignissen des 20. Jahrhunderts geschuldeten Unterbrechungen – bis heute
geblieben.
Der Cappeler Schützenverein wird mit der höchsten
Auszeichnung geehrt, die das Land Nordrhein-Westfalen an Schützenvereine zu vergeben hat. Oberst und
Vereinsvorsitzender Bernd Helfmeier erhielt jetzt die Mitteilung, dass
Kultusministerin Ute Schäfer den Verein mit der „Ehrenplakette des Landes
Nordrhein-Westfalen“ für Engagement im Schützenwesen auszeichnet.